Die Zeit mit Julien

Ursprünglich hatte Agnès Varda lediglich ein Portrait über die französische Schauspielerin Jane Birkin geplant, doch aus der gemeinsamen Arbeit der beiden Frauen entstand nicht nur die Dokumentation "Jane B. sur Agnès V." sondern als Dreingabe gleich ein ganzer Spielfilm, basierend auf einer Idee Jane Birkins und realisiert in ihrem realem Lebensumfeld in Paris und dem englischen Elternhaus, die Rollen besetzt durch Janes Töchter Charlotte Gainsbourg und Lou Doillon, ihren Eltern sowie in der Rolle des Julien Vardas eigener Sohn Mathieu Demy, was dem Film eine ganz besondere Intimität und seinen eigenen Reiz verleiht.

Selbst um die 40 wird Mary-Jane auf einer Party ihrer 15-jährigen Tochter Lucy (Charlotte Gainsbourg) von Julien gerührt, einem Jungen, der seinen Mangel an Körpergröße und Zugehörigkeit zur Clique mit aufgesetzter Coolness und Vorwitzigkeit zu kompensieren versucht. Hin- und hergerissen zwischen längst nicht mehr nur mütterlichen Gefühlen und dem pochenden Pflichtbewußtsein treffen sich die beiden wieder, und Mary-Jane beobachtet fasziniert Julien bei seiner großen Leidenschaft, dem Videospiel "Kung Fu Master". Über den Umweg Lucy sehen sich die beiden noch mehrmals, reisen schließlich sogar in den Ferien zu Mary-Janes Eltern nach England, wo am Ostermorgen die scheue Beziehung der beiden ans Tageslicht kommt, als Lucy begreifen muß, daß Juliens Interesse nie ihr sondern ihrer Mutter gegolten hat. Mary-Jane und Julien verleben noch einige wenige Tage leisen Glücks gemeinsam auf einer abgeschiedenen Insel, ehe zu Hause in Paris der Skandal über ihnen zusammenschlägt. Sie sehen sich nie wieder, doch Mary-Jane denkt noch oft mit Wehmut an die Zeit mit Julien zurück. Und ein einziges Mal läßt er ihr noch eine Nachricht zukommen: als er endlich das Videospiel geschafft, Kung Fu Master seine Sylvia befreit hat.

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